In einer zunehmend finanzorientierten Gesellschaft ist der Zugang zu Krediten ein zentrales Thema für viele Menschen in Deutschland geworden. Ob Finanzierung eines Eigenheims, Umschuldung bestehender Schulden oder Kauf eines Fahrzeugs – die Gründe für eine Kreditaufnahme sind vielfältig. Gibt es jedoch Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich der Höhe aufgenommener Kredite? Eine aktuelle Datenanalyse von Better Compared DE gibt Aufschluss über geschlechterspezifisches Kreditverhalten.
Männer nehmen deutlich höhere Kredite auf
Die Daten zeigen eindeutig: Männer nehmen durchschnittlich wesentlich höhere Kredite auf, als Frauen. Männer leihen im Schnitt Kredite in einer Höhe von 13.700 Euro, wohingegen der Durchschnittskreditbetrag bei Frauen lediglich bei 9.887 Euro liegt.
Dies wirft Fragen nach dem Grund dieser fast 4.000 Euro Kreditbetragsdifferenz auf: Besteht sie aufgrund der jeweils geschlechterspezifischen Einkommenssituation, Risikobereitschaft oder aufgrund von gesellschaftlichen Rollenbildern?
Zusammenhang zwischen Einkommen und Kreditvolumen
Ein entscheidender Faktor für die Kreditvergabe ist die Einkommenshöhe. Menschen mit höherem Einkommen erhalten tendenziell auch höhere Kreditbeträge. Männer verdienen im Durchschnitt in Deutschland nach wie vor mehr als Frauen. Dies spiegelt sich auch in der Kreditvergabe wider.
Ein Blick auf die Kreditvergabe nach Einkommensquellen verdeutlicht diesen Zusammenhang. Selbstständige erhalten mit durchschnittlich 28.507 Euro die höchsten Kredite. Dem gegenüber stehen Bezieher von BAföG mit einem durchschnittlichen Kreditbetrag von nur 3.837 Euro da.
Da Männer häufiger in höher bezahlten Berufen arbeiten oder selbstständig tätig sind, kann dieser Faktor zumindest teilweise die beobachtete Differenz erklären.
Altersgruppen im Vergleich
Auch das Alter spielt bei der Höhe des aufgenommenen Kredits eine Rolle. Menschen im Alter zwischen 40 und 59 Jahren nehmen die höchsten Kredite auf – Spitzenreiter sind dabei die 50–59-Jährigen mit einem Durchschnittskreditbetrag von 15.547 Euro. Männer dominieren diese Altersgruppe sowohl zahlenmäßig als auch einkommensbezogen.
Im Gegensatz dazu sind jüngere Kreditnehmer:innen (18–29 Jahre) mit durchschnittlich 8.990 Euro eher zurückhaltend – möglicherweise, weil sie sich noch in Ausbildung befinden oder Berufseinsteiger sind.
Einfluss des Immobilienbesitzes
Besitzen Kreditnehmer:innen eine Immobilie, ist der durchschnittliche Kreditbetrag deutlich höher. Eigentümer bekommen im Schnitt 19.542 Euro gewährt, während Personen ohne Immobilienbesitz Kredite über nur rund 11.519 Euro aufnehmen.
Auch hier zeigt sich ein geschlechtsspezifischer Unterschied, da Männer statistisch gesehen häufiger Immobilieneigentümer sind.
Regionale Unterschiede: Süddeutschland führt
Neben Geschlecht und Einkommen gibt es auch markante regionale Unterschiede. In Bayern liegt der durchschnittliche Kreditbetrag bei 13.933 Euro – das ist Spitzenwert im Bundesvergleich. Dicht gefolgt von Baden-Württemberg mit 13.802 Euro. Schlusslichter sind Sachsen-Anhalt (9.530 Euro) und Sachsen (9.999 Euro).
Diese regionalen Unterschiede lassen sich durch wirtschaftliche Strukturen und Lohnniveaus erklären. In wirtschaftsstarken Regionen sind Einkommen höher – und damit auch die Kreditbeträge.
Verwendungszweck als Einflussfaktor
Der Verwendungszweck des Kredits beeinflusst ebenfalls die Kredithöhe. Für eine Umschuldung liegt der durchschnittliche Betrag bei stolzen 21.224 Euro, bei Krediten für Auto- oder Motorradkauf im Schnitt bei 13.280 Euro. Bei Krediten mit freier Verwendung – etwa für private Konsumzwecke – werden im Schnitt nur 9.716 Euro aufgenommen.
Es liegt nahe, dass Männer häufiger größere Investitionen wie Umschuldungen oder Fahrzeugkäufe tätigen und dadurch höhere Beträge beantragen.
Gesellschaftliche Rollenbilder und Risikobereitschaft
Die Gründe für die Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich aufgenommener Kreditbeitragshöhen scheinen nicht nur rein wirtschaftlicher Natur zu sein. Studien zeigen, dass Frauen generell risikoaverser sind, was sich in finanziellen Entscheidungen und Finanzverhalten niederschlägt. Sie entscheiden sich häufiger für konservativere Finanzprodukte und sind bei der Kreditaufnahme zurückhaltender – selbst wenn die Bonität eine höhere Summe erlauben würde.
Auch traditionelle Rollenbilder könnten eine Rolle spielen. Männer sehen sich oft als finanzielle Versorger, sind risikobereiter und greifen daher eher zu größeren Krediten, etwa für die Immobilienfinanzierung oder die Familienabsicherung.
Andreas Linde: „Finanzielle Aufklärung ist entscheidend“
Andreas Linde, CEO und Gründer von Better Compared, betont in diesem Zusammenhang:
„Es ist wichtig, dass Frauen beim Thema Finanzen genauso mutig und informiert auftreten wie Männer. Die Unterschiede in der Kreditvergabe spiegeln nicht nur wirtschaftliche Gegebenheiten wider, sondern auch gesellschaftliche Strukturen. Eine gezielte finanzielle Aufklärung kann helfen, diese Lücken zu schließen.“
Fazit
Männer nehmen in Deutschland im Durchschnitt deutlich höhere Kredite auf als Frauen. Diese Unterschiede lassen sich teilweise durch Einkommen, Berufswahl und Eigentumsverhältnisse erklären. Doch auch gesellschaftliche Rollenbilder und individuelle Einstellungen zu Geld und Risiko spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Better Compared DE bietet Nutzer:innen die Möglichkeit, Kredite transparent zu vergleichen und fundierte Entscheidungen zu treffen – und zwar geschlechtsunabhängig. Denn finanzielle Selbstbestimmung sollte für alle zugänglich sein.
